Agenda 21 Herrsching

Auf Initiative einer Bürgergruppe bekannte sich der Herrschinger Gemeinderat im Oktober 1997 in einem Grundsatzbeschluss zu den Zielen der Agenda 21. Er beschloss auch, dass in der Gemeinde Herrsching eine kommunale Agenda 21 eingeführt werden soll. Jeweils ein Ansprechpartner in Politik und Verwaltung wurden benannt. Die Bevölkerung soll motiviert werden, selbständig Arbeitskreise zu bilden und den Gemeinderat über die Entwicklungen und Arbeitsergebnisse direkt informieren

Bereits im Januar 1998 formierte sich der Arbeitskreis "Öffentlichkeitsarbeit für einen lebendigen Agenda 21 Prozess in der Gemeinde Herrsching" aus der Herrschinger Bürgerschaft. Bis 2003 bildeten sich fünf weitere Arbeitskreise mit verschiedenen Schwerpunkten: AK Lebensstile / Eine Welt, AK Natur im Ort, AK Verkehr, AK Wirtschaft und Gewerbe, AK Energie und AK Siedlungsentwicklung.

Im Oktober 1999 stellt der Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit dem Gemeinderat den Entwurf eines Leitbildes für ein zukunftsfähiges Herrsching, die bisherigen Arbeitsergebnisse sowie das Format des Aktionsprogramms vor. Einen Monat später stimmt der Gemeinderat dem Leitbild-Entwurf unter der Maßgabe zu, dass dieser laufend fortgeschrieben wird und sich an der Fortschreibung alle Fraktionen beteiligen. Die Einzelaktionen sollen in den jeweiligen Haushaltsplänen zum Ausdruck gebracht werden.

Leitbild für ein zukunftsfähiges Herrsching

mit den Ortsteilen Herrsching, Breitbrunn und Widdersberg

Wir - Herrschinger Bürgerinnen und Bürger, Gemeinderat und Gemeindeverwaltung - wollen Herrsching in einem gemeinsamen Prozess so zu einer liebens- und lebenswerten zukunftsfähigen Gemeinde weiterentwickeln, dass unsere Lebensgrundlagen für uns und künftige Generationen erhalten werden und unsere Mit- und Umwelt nicht geschädigt werden ("sozial-, umwelt- und wirtschaftsverträglich ").

Dazu wollen wir

  • bei Entscheidungen – im privaten und beruflichen Alltag, in Wirtschaft und Politik – lokal und global schädliche Auswirkungen vermeiden, nachhaltige positive Wirkungen anstreben und zu mehr sozialer Gerechtigkeit beitragen
  • Generationen übergreifend alle gesellschaftlichen Gruppen in diesen Prozess einbinden und ihre Belange aktiv berücksichtigen
  • zu einer umweltverträglichen, standortgerechten Gewerbestruktur beitragen, die unserer speziellen Lage – am Rande des Ballungsraumes München und im Herzen des Fünfseenlandes – gerecht wir
  • die Luftverschmutzung und die damit einhergehende Atmosphärenbelastung durch Herrsching und seine Bewohner reduzieren (z.B. bei den Treibhausgasen: mindestens entsprechend der bundesweiten Zielsetzung einer 21%igen Reduzierung im Zeitraum von 1990 bis 2012) und dazu (1) den lokalen Energieverbrauch insgesamt verringern sowie verstärkt erneuerbare Energieformen (wie Sonne, Holz, Biogas) nutzen, (2) die Mobilität (Verkehrsverhältnisse und Reiseverhalten) in Herrsching und der Herrschinger Bürger umwelt- und menschenfreundlicher gestalten und die einzelnen Ortsteile besser anbinden,
  • unsere einzigartige Seenlandschaft mit ihren Natur- und Landschaftsschutzgebieten und dem Ramsargebiet einschließlich der umgebenden Höhenzüge, Wälder und Moore sowie unsere Ortsbereiche als vielfältigen Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen erhalten, weiterentwickeln und zu einer verantwortungsvollen Nutzung beitragen,
  • unsere Siedlungsstruktur nachhaltig und ansprechender gestalten – unter Berücksichtigung unserer umgebenden Landschaft und unserer geschichtlichen Wurzeln
  • unseren Lebensstil AGENDA-21-gerecht ("sozial-, umwelt- und wirtschaftsverträglich") weiterentwickeln

Dies wollen wir im Rahmen einer erfreulichen, effizienten und zukunftsfähigen Zusammenarbeit zwischen Gemeinderat, Gemeindeverwaltung und allen Herrschinger Bürgerinnen und Bürgern erreichen. Unser regionales Umfeld - der Landkreis Starnberg und die Ammersee-/Ammer-Region - wird dabei berücksichtigt und einbezogen.

Verabschiedet vom Herrschinger Gemeinderat im Oktober 1999

 

Ein Workshop des Gemeinderates zur Aktualisierung des Leitbildes fand 2006 statt. Aus dem entsprechenden Beschluss des Gemeinderates vom 9.1.2006:

Der Gemeinderat hat das, Ziel, den aktuell laufenden Herrschinger Agenda 21-Prozess voranzubringen. Er hat auch das Ziel im Einvernehmen mit den Bürgern, den örtlichen Organisationen und der Privatwirtschaft die "Lokale Agenda 21 Herrsching" zum bestehenden Leitbild neu aufzustellen und sie im Verwaltungshandeln organisatorisch und strukturell zu verankern.

Der Gemeinderat beschließt dazu folgendes Vorgehen:

1) In ersten Schritt wird der Gemeinderat in einer extern geführten Arbeitssitzung seine eigenen Vorstellungen zum Leitbild, zu Leitzielen und zu möglichen Umsetzungsmaßnahmen erarbeiten und festhalten. Zu den Umsetzungsmaßnahmen gehören auch die organisatorische und strukturelle Verankerung in der Verwaltung und im Verwaltungshandeln. In beratender Funktion wird dabei die Verwaltung zumindest durch ihre Leitung sowie das SG Umwelt und Agenda 21 an der Sitzung beteiligt sein.

2) Im zweiten Schritt lädt er die Bürger, die örtlichen Organisationen und die Privatwirtschaft ein, bei der Weiterentwicklung und der späteren Umsetzung der "Lokalen Agenda 21 Herrsching" mitzuwirken. Dazu stellt er ihnen seine erarbeiteten Vorstellungen vor, entwickelt sie mit ihnen gemeinsam zur neu gefassten "Lokalen Agenda 21 Herrsching" weiter und beschließt dann über diese.

3) Im dritten Schritt wird er auf der Grundlage dieser "Lokalen Agenda 21 Herrsching" beschließen, welche Maßnahmen wie dringlich sind und festlegen wie die dringlichsten Maßnahmen umzusetzen sind. Die Umsetzung der dringlichsten Maßnahmen wird er sofort einleiten. Dazu gehört auch die organisatorische und strukturelle Verankerung im Verwaltungshandeln. Er wird auch beschließen, in welcher zeitlichen Abfolge die weiteren in der "Lokalen Agenda 21 Herrsching" beschriebenen Maßnahmen umzusetzen sind.

Aktualisierung des Leitbilds im Jahr 2011

Leitbild für ein zukunftsfähiges Herrsching
mit den Ortsteilen Herrsching, Breitbrunn und Widdersberg

Aktualisierung 2011

Wir – Herrschinger Bürgerinnen und Bürger, Gemeinderat und Gemeindeverwaltung – wollen Herrsching in einem gemeinsamen Prozess so zu einer liebens- und lebenswerten, zukunftsfähigen Gemeinde weiterentwickeln, dass unsere Lebensgrundlagen für uns und künftige Generationen erhalten werden und unsere Mit- und Umwelt nicht geschädigt werden („D sozial-, umwelt- und wirtschaftsverträglich“).

Dazu wollen wir

1. unsere einzigartige Seenlandschaft mit ihren Natur- u. Landschaftsschutzgebieten und dem Ramsargebiet einschließlich der umgebenden Höhenzüge, Wälder und Moore sowie unsere Ortsbereiche als vielfältigen Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen erhalten, weiterentwickeln und zu einer verantwortungsvollen Nutzung beitragen

2. unsere Siedlungsstrukturen nachhaltig entwickeln (offene Liste der Handlungsbereiche: siehe Anlage).

 

3. bei Entscheidungen – im privaten und berufliche Alltag, in Wirtschaft und Politik – lokal und global schädliche Auswirkungen vermeiden, nachhaltige positive Wirkungen anstreben und zu mehr sozialer Gerechtigkeit beitragen. Dies bedeutet unter anderem:

3.1. Herrschings Verantwortung als Kommune in der Einen Welt stärker wahrnehmen und diese Aktivitäten weiter ausbauen (aktuelle Handlungsbereiche: siehe Anlage).

3.2. die Integrationsarbeit verstärken und Herrsching zu einer integrativen, offenen und gastfreundlichen Gemeinde der Zukunft machen (aktuelle Handlungsbereiche: siehe Anlage).

3.3. generationenübergreifend alle gesellschaftlichen Gruppen, auch Kinder, Jugendliche und Senioren, in diesen Prozess einzubinden und ihre Belange aktiv zu berücksichtigen.

4. zu einer umweltverträglichen, standortgerechten Gewerbestruktur beitragen, die unserer speziellen Lage – am Rande des Ballungsraumes München und im Herzen des Fünfseenlandes – gerecht wird,

5. dem Klimawandel entgegen wirken und dazu unter anderem

5.1. den lokalen Energieverbrauch verringern und Herrsching mit seinen Ortsteilen bis zum Jahr 2035 vollständig mit erneuerbaren Energien aus der Region versorgen, durch den Einsatz umweltfreundlicher und effizienter Technologien und der nachhaltigen Nutzung der heimischen Ressourcen,

5.2. die Mobilität in Herrsching (für alle Verkehrsteilnehmer, auch im Reiseverkehr) umwelt- und menschenfreundlicher gestalten, um den Bürgern nachhaltiges Mobilitätsverhalten zu ermöglichen.

5.3. vorhandene Konzepte zum Schutz des Klimas auf gemeinde-, landkreis- und regionaler Ebene umsezten (zur Umsetzung anstehende Konzepte siehe Anlage)

5.4. die Rolle als Klimabündnis-Kommune aktiv wahrnehmen (Rolle siehe Anlage)

6. unseren Lebensstil Agenda-21-gerecht ("sozial-, umwelt- und wirtschaftsverträglich") weiterentwickeln. 

Dies wollen wir im Rahmen einer konstruktiven, effizienten und zukunftsfähigen Zusammenarbeit zwischen Gemeinderat, Gemeindeverwaltung, den Akteuren und der Bürgerschaft Herrschings erreichen. Unser regionales Umfeld – der Landkreis Starnberg und die Ammersee-/Ammer-Region – wird dabei berücksichtigt und einbezogen.

Anlage zum Leitbild für ein zukunftsfähiges Herrsching mit den Ortsteilen Herrsching, Breitbrunn und Widdersberg, Aktualisierung 2011

 Zu 2. Nachhaltige Entwicklung der Siedlungsstrukturen; Offene Liste der Handlungsbereiche:
-   Flächenverbrauch reduzieren, kurze Wege schaffen!
-   Landschaft erhalten, pflegen und entwickeln; Freiräume schaffen und erhalten!
-   Energie sparen; Lokales Klima schützen!
-   Verkehrswege und Verkehrsaufwand reduzieren; Lärmbelastungen vermeiden!
-   Wasser sparen, sinnvoll verwenden!
-   Abfall vermeiden, verwerten, entsorgen!
-   Boden gesund erhalten, sparsam und schonend nutzen, wo möglich entsiegeln!
-   Luftqualität verbessern
-   Wirtschaftskraft stärken; lokale Besonderheiten hervorheben!
-   Soziale Belange berücksichtigen; Betroffene einbeziehen!
 
Zu 3.1 Herrschings Verantwortung als Kommune in der Einen Welt stärker wahrnehmen und die Aktivitäten weiter ausbauen; aktuelle Handlungsbereiche (Stand 2011):
Fairtrade Gemeinde, kommunales Beschaffungswesen, Einhaltung der  ILO-Kernarbeitsnormen gegen ausbeuterische Kinderarbeit, kommunale und schulische Nord-Süd-Partnerschaften, Eine-Welt-Station).
 
Zu 3.2. Die Integrationsarbeit verstärken und Herrsching zu einer integrativen, offenen und gastfreundlichen Gemeinde der Zukunft machen; aktuelle Handlungsbereiche (Stand 2011):
Umsetzung des „Zukunftsbild Integration“ und Benennung  eines Gemeinderates als Beauftragter für Integration (Gemeinderatsbeschlusses am 17.01.2011).
 
Zu 5.3. zur Umsetzung anstehende Konzepte zum Schutz des Klimas auf gemeinde-, landkreis- und regionaler Ebene (Stand 2011):
-   Teilkonzept Klimaschutz für 21 gemeindliche Liegenschaften der Gemeinde Herrsching (Erstellt 2009)
-   Integriertes Klimaschutzkonzept Fünf-Seenland (Erstellt 2010)
 
Zu 5.4. Die Rolle als Klimabündnis-Kommune aktiv wahrnehmen; Rolle:
-   Vorbild in Sachen Verbrauch, Planung, Regulierung, Versorgung, Angebot und Beratung sein;
-   Erreichung der jeweils aktuellen CO2-Minderungsziele der Klimabündnis-Kommunen (derzeit: alle 5 Jahre mindestens weitere 10 % Minderung mit dem Endziel von maximal 2,5 t CO2-Äquivalent-Ausstoß pro Einwohner und Jahr).
:

Auszug aus dem Sitzungsprotokoll der Sitzung des Gemeinderats am Montag, 28. März 2011
(.....)
"Der vorliegenden Aktualisierung des Leitbilds entsprechends dem Vorschlag des Sachgebiets Umwelt und Agenda 21 wird zugestimmt und ist Bestandteil des Protokolls.
Abstimmungsergebnis: 17 Ja-Stimmen / 1 Nein-Stimme (...)"

 

Derzeit aktive Agenda-21-Arbeitskreise:
AK Eine Welt: Elisabeth Kreuz, Tel: 08152-1231
AK Agenda-21-Kino: Elisabeth Kreuz, Tel: 08152-1231
AK Energie: Gerd Mulert, Tel. 08151-3357
AK Mobilitätswende: Thomas Dalibor, Tel. 08152-993756
AK Asyl Helferkreis: Franz Bissinger

AK Pro Natur: Norbert Wittmann, Christine Voit, Konrad Herz, info@pronaturherrsching.de

 

Aktionen der Herrschinger AGENDA-21-Arbeitskreise:

1998/99: Kampagne zu Textilien und Altkleidung

Durch verschiedenste Aktionen, u.a. eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit der bayer. Verbraucherzentrale in der Aula der Volksschule Herrsching, einen großen Aktionstag in der Martinshalle und eine "Alternative Kaffeefahrt" zur Altkleidersortieranlage der aktion hoffnung in Ettringen wurde die Bevölkerung auf die ökologische, wirtschaftliche und soziale Problematik des unmäßigen Kleiderverbrauchs aufmerksam gemacht. Eine kleine Broschüre über die sinnvolle Verwendung von Altkleidern wurde erstellt und die Aufstellung von Altkleider-Containern der aktion hoffnung in Herrsching durchgesetzt.

1999: Reparaturführer

Erstellung eines umfassenden Ratgebers Herrsching Clever mit Adressen für Reparaturen aller Art, sowie für Secondhandshops, Flohmärkte, Verleih, Direktvermarkter. Die Informationen zu Altkleidern wurden integriert. Der regelmäßig aktualisierte Führer liegt bei der Indienhilfe aus.

2000: Blumenkampagne

Stand beim Marktsonntag, Teilnahme an der Blumenkampagne, Ausstellung im Foyer der Volksbank Herrsching, diverse Lobby- und Pressearbeit

2001–02: Fairer Handel, Faires Frühstück

Beteiligung am Europäischen Weltladentag mit einem Stand zur Aktion "Brief aus dem Süden", öffentliche Bewirtung von Dorfhonoratioren und Jugendvertreter/innen an einer festlichen "Öko-Fairen Frühstückstafel" auf dem 48. Breitengrad, der zwischen Rathaus und Kirche verläuft.

2004: Papier, Papierverbrauch und –recycling, Partnerschaft

"Zukunftsfähig mit Papier" – Kampagne zum Thema Recyclingpapier, u.a. mit dem Ziel, den Anteil an Recyclingheften an den Schulen wieder zu steigern. Die Zellstoffproduktion für die Papierherstellung vernichtet tropische Regenwälder, schädigt die Umwelt und die Gesundheit der Menschen dort. Diskussionsabend mit einem Vertreter der Papierindustrie; Informationsabend mit Lehrkräften aus der Region. Aktionen an der Herrschinger Grund- und Hauptschule. "Tag der Regionen" für die Herrschinger Bürger im Naturschutzzentrum Wartaweil (Schirmherrin: 1. Bürgermeisterin Christine Hollacher) mit Schwerpunkt "Papier und Holz": Infos zu Papierrecycling, Video zum "Great Bear Rain Forest", Diavortrag über die Gefährdung der Regenwälder durch die Papierindustrie, Aktionen mit Kindern, Ausstellung der Indiengruppe Vikas vom Christoph Probst Gymnasium Gilching zu ihrem Projekt für Recycling-Papier am CPG. Weitere Informationen zum Thema Papier gibt es hier (pdf-Datei).

An einer Gruppenreise nach Chatra beteiligen sich neben Lehrkräften und Schüler/innen der Partnerschulen auch 1. Bürgermeisterin Christine Hollacher mit Familie, sowie die Umwelt- und Agendareferentin der Gemeinde, Franziska Kalz. Die Partnerschaft erfährt dadurch neue Impulse.

2005: Fairer Handel, Aktion gegen ausbeuterische Kinderarbeit, Partnerschaft

Auftritt beim Herrschinger Faschingszug mit Info zur Indienhilfe und Weltladen. Im Mai zwei Wochen Ausstellung "Für eine Zukunft mit menschlichem Gesicht" über den Fairen Handel und Kinderarbeit im Kurparkschlösschen – tägliche Führungen für Schulklassen, nachmittags Publikumsverkehr. Theaterstück Fairdinand der Regensburger Gruppe "Ladenhüter" zum fairen Handel. Im Juni Initiative und Informationsabend zur Herbeiführung eines Gemeinderatsbeschlusses "Herrsching kauft keine Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit". Am 19. September 2005 einstimmige Beschlussfassung im Herrschinger Gemeinderat.

Beschluss des Herrschinger Gemeinderates zur ausbeuterischen Kinderarbeit:

Nahezu 200 Millionen Kinder unter 15 Jahren weltweit arbeiten unter ausbeuterischen Bedingungen. Das bedeutet nach der Definition der Internationalen Arbeitsorganisation ILO

  • Zwangsarbeit, Sklaverei, Schuldknechtschaft oder Rekrutierung als Kindersoldaten
  • Prostitution oder Teilnahme an pornografischen Darbietungen
  • Arbeit im Zusammenhang mit Produktion oder Verkauf von Drogen
  • Arbeit, die für Gesundheit, Sicherheit oder Sittlichkeit der Kindern schädlich ist

Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit werden auch in Herrsching verkauft. Ob Orangensaft, Tee, Kaffee, Kakao, Blumen, Fußbälle, Turnschuhe, Kleidung, Teppiche, Spielzeug oder Natursteine, in all diesen und vielen weiteren Waren kann Kinderarbeit stecken.

In immer mehr Städten und Gemeinden gibt es inzwischen Beschlüsse, von öffentlicher Hand keine Produkte mehr aus ausbeuterischer Kinderarbeit zu kaufen. Die Herrschinger Eine-Welt-Gruppen unter Federführung der lokalen AGENDA 21 / Arbeitskreis Lebensstile/Eine Welt brachten anlässlich des Internationalen Tags gegen Kinderarbeit (12. Juni 2005) die Beschlussvorlage in den Gemeinderat ein, der am 19.9.2005 einstimmig verabschiedet wurde:

"Die Gemeinde Herrsching kauft keine Produkte, die aus ausbeuterischer Kinderarbeit stammen"

In der zweiten Julihälfte intensives Informations- und Begegnungsprogramm mit einer Delegation aus Chatra – Besuche aller Partnerschulen, Programm der Gemeinde Herrsching mit Besichtigungen kommunaler Einrichtungen und Einführung in die administrativen Abläufe der Gemeinde; am 30. Juli feierliche Unterzeichnung eines neuen Partnerschaftsvertrages zwischen Herrsching und Chatra durch Bürgermeister Pronab Biswas aus Chatra und Bürgermeisterin Christine Hollacher in Anwesenheit des Präsidenten von Ravina-Romagnano und einer italienischen Delegation sowie des indischen Generalkonsuls Herrn Mukul und des Konsuls Herrn Pandey aus München.

Weltweiter Kampf gegen Armut: Organisation einer 1 km langen Menschenkette mit weißem Band und anschließender Kundgebung am Ammersee-Ufer im Herrschinger Kurpark zum 2. White Band Day am 10. September 2005. Vertreter von Brot für die Welt, Entschuldungskampagne, Global Marshall Plan, Indienhilfe, Misereor, Missio, Oikocredit und Referat Weltkirche der Diözese Augsburg informieren über Eine-Welt-Probleme und ihrer Arbeit; für Unterhaltung sorgt ein buntes Musik- und Show-Programm mit Chorperation, Hats on, Mariposa, Private Paula und Salsa-Show. Weitere Infos gibt es hier.

2006: Fairer Handel, alternative Energien

Beim Marktsonntag am 14. Mai organisierte der AK Energie zusammen mit dem Gewerbeverband Herrsching eine Informationsstraße zum Thema "Energiesparen".

Auf dem Willkommenstag für Herrschinger Neubürger in der Grund- und Hauptschule informierte der Arbeitskreis Lebensstile/Eine Welt anlässlich der kommenden Fußball-Weltmeisterschaft über die Produktionsbedingungen von Bällen in Pakistan (Kinderarbeit, ungerechte Löhne, schlechte Arbbeitsbedingungen). Kinder durften versuchen, einen Fußball zu nähen.

Für den Tag der Regionen ist am 24. September (Herrschinger Marktsonntag) in der Martinshalle der Grund- und Hauptschule von 13.00 – 18.00 Uhr ein Informationstag zu Energiesparen und Alternativenergien geplant. Das Motto des Tages ist "Regionen voller Energie". Der "Tag der Regionen" umfasst eine Gewerbeausstellung zum Bereich Energiesparen / Alternative Energie, eine Öko-Radl-Ralley zu Energiesparprojekten in der Region, eine Exkursion zu Energiesparhäusern sowie ein Kinder- und Kulturprogramm.

2007: Öffentlichkeitsarbeit

Betriebsbesichtigung in der Druckerei Ulenspiegel am 9. Mai. Hintergrund ist die Bewusstseinsbildung für einen Umwelt-, Ressourcen- und C02-sparenden Umgang mit Papier.  Ulenspiegel die einzige nach EMAs zertifizierte Druckerei in Oberbayern und hat die Auszeichnung „Ökoprofit-Betrieb 2006 des Landkreises Starnberg erhalten. 

Teilnahme am Herrschinger Willkommenstag für Neubürger, 19. Mai 2007 mit dem Thema „Recyclingpapier“: Der AGENDA-Stand wurde von der Druckerei Ulenspiegel mit einer Druckerpresse für Kinder ausgestattet. Außerdem wurden Produkte aus Recyclingpapier präsentiert.

Am 22. Oktober besuchten AGENDA-21-Bürger den Gemeinderat anlässlich der von „10 Jahren AGENDA-21-Leitbild in der Gemeinde Herrsching“.  Mit beschrifteten Luftballons und einer kleinen Rede gab es ein Resümee der letzten 10 Jahre:

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin, sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, sehr verehrte Bürger,

Wir freuen uns, heute hier sein zu dürfen, um mit Ihnen zusammen ein kleines Jubiläum zu feiern. Denn vor ziemlich genau 10 Jahren hat der Gemeinderat beschlossen, sich grundsätzlich zu den Zielen der Agenda 21 zu bekennen und eine kommunale Agenda 21 einzuführen.
Zeitgleich sind aus der Herrschinger Bürgerschaft sechs Arbeitskreise entstanden, die sich mit verschiedenen Themen zur Nachhaltigkeit beschäftigt haben und  teilweise noch immer beschäftigen.
Wir sind der Meinung, dass die Agenda -Arbeit durchaus auch Erfolge vorzuweisen hat und eine kleine Würdigung wert ist. In einer Studie der TU München wird Herrsching sogar als gutes Beispiel nachhaltiger Kommunalentwicklung aufgeführt. Deshalb haben wir etwas vorbereitet.
Wir wollen Ihnen 21 Ergebnisse sowohl aus der Arbeit des Gemeinderats und der Gemeindeverwaltung, als auch der Arbeitskreise der lokalen Agenda 21 in Erinnerung rufen.
Viel ist geschehen, aber bestimmt nicht genug. Allein die fortschreitende Klimaveränderung bleibt eine bestehende Herausforderung für uns alle.
Da her freuen wir uns besonders, dass sich der GR zukünftig stärker  für den AGENDA-21-Prozess  und eine nachhaltige Kommunalentwicklung einsetzen will. Wir erwarten uns eine neue Dynamik in diesem Prozess und hoffen auf eine gute Zusammenarbeit.

10 Jahre Lokale AGENDA 21 Herrsching – was ist in dieser Zeit passiert?

1.Die Gemeinde Herrsching hat seit Oktober 1999 ein Leitbild zur nachhaltigen Entwicklung

2.Seit 1998 haben AGENDA-21-Bürger Rede- und Antragsrecht im Gemeinderat und Gelegenheit zur Erörterung von Anliegen der AGENDA-21 in regelmäßigen Bürgermeister-Sprechstunden

3.Im Jahr 2001 wird die Stelle einer Umwelt- und AGENDA-Beauftragten besetzt

4.Jugend, Senioren und Behinderte sind über Beiräte am politischen Entscheidungsprozess beteiligt

5.„Runde Tische“ beraten die Gemeinde in Sachen Kultur, Jugend, Pflege und Integration. Seit kurzem gibt es auch die Herrschinger Insel

6.Seit Oktober 2000 ist die Gemeinde Herrsching Mitglied im internationalen Klimabündnis

7.Herrsching pflegt aktive Städtepartnerschaften mit Chatra in Indien und Ravina in Italien

8.Ab 1999 führen Herrschinger Firmen ein Umweltmanagement in Form einer Ökopartnerschaft ein

9.Seit 1998/99 bietet die Gemeinde Herrsching ihren Bürgern eine kommunale Energieberatung an

10.Dem AGENDA-21-Solarkraftwerk im Jahr 2001 folgte im Jahr 2004 das Bürgersolarkraft­werk auf dem Dach des gemeindlichen Bauhofs

11.Seit September 2005 kauft die Gemeinde Herrsching keine Produkte mehr aus ausbeuterischer Kinderarbeit

12.Die Broschüre „Herrsching Clever“ informierte ab 1999 über Reparaturmöglichkeiten aller Art und nachhaltiges Konsumverhalten

13.Gemeinderäte und Mitglieder des AGENDA-21-Arbeiteskreises „Natur“ erarbeiten 2001 gemeinsam ein Pflege- und Entwicklungs­konzept zum Seeufer

14.Der Arbeitskreis Verkehr entwickelt 1998 zukunftsträchtige Aktionen wie „Schüler sammeln autofreie Tage“ und Ideen zu einem kommunalen Verkehrs­konzept

15.Alljährliche Veranstaltungen zum „Tag der Regionen“ stärken den regionalen Zusammenhalt – die Themen der letzten Jahre waren „Papier und Wald“ und „alternative Energien“

16.Eine Kampagne zum Thema „Papier“ legte 2004 bis 2006 Herrschinger Schulen und Betrieben die Verwendung von Recyclingpapier nahe

17.Zahlreiche Aktionen machen Herrschinger Bürgern die Bedeutung des Fairen Handels bewusst – z.B. faires Frühstück 2001, Apfel-Mango-Saft 2002, fair gehandelte Bälle bei der WM 2006

18.Seit 1998 wandern Altkleider in der Gemeinde Herrsching in den Container der „Aktion Hoffnung“, einer nachhaltig arbeitenden Hilfsorganisation

19.Rettung wertvoller Bäume, Pflanzung neuer Bäume an ausgewählten Orten – ein Betätigungsfeld des Arbeitskreises Natur der AGENDA 21 zusammen mit Herrschinger Bürgern

20.Seit über drei Jahren findet monatlich das AGENDA-21-Kino im Herrschinger Kino Breitwand ein interessiertes Publikum

21.Herrschinger Bürger erhalten mittels Förderung der Regenwassernutzung und Wasserspar-Wettbewerben Anreize zu nachhaltigem Verbraucherverhalten

Herrschinger Agenda-21-News: 

Vorbildliche Eine-Welt-Kommune Herrsching: Indienhilfe als Eine-Welt-Station anerkannt - Gemeinde als Fairtrade-Gemeinde ausgezeichnet
(Sabine Dlugosch)

Fairtrade Herrsching
Foto: Volker Rebhan

"Ich habe das Glück, durch meinen Beruf als Profisportlerin jede Woche eine andere Ecke der Welt zu sehen. Das sind teilweise starke Kontraste. Was mir zum einen immer wieder vor Augen führt, welches Glück ich habe, zum anderen auch, mit welchen bescheidenen Mitteln andere auskommen müssen. Umso schöner ist es, zu sehen, dass sich andere, die auch auf der Sonnenseite des Lebens stehen, für die nachhaltige Verbesserung der Lebensumstände derer einsetzen, die es nicht so gut getroffen haben. Dass mein Heimatort Herrsching dazu gehört und nun zur "Fairtrade-Gemeinde" ausgezeichnet wird, macht mich stolz!“ schrieb Sara Goller, Europameisterin im Beachvolleyball, am 16. Juni 2010 an Bürgermeister Christian Schiller.

An diesem Tag wurde Herrsching offiziell als erste „Fairtrade-Gemeinde“ Bayerns ausgezeichnet - nach den Städten Neumarkt, Sonthofen und Abendsberg. Über ein Jahr haben der Agenda-21-Arbeitskreis Lebensstile/Eine Welt und die Indienhilfe mit dem Weltladen auf die Erfüllung der von der internationalen Kampagne „Fairtrade-Towns“1) vorgegebenen Kriterien hingearbeitet. Im Dezember 2009 fasste der Herrschinger Gemeinderat schließlich den entscheidenden Beschluss, sich um den Titel „Fairtrade-Gemeinde“ zu bewerben. In Herrsching hatten bereits zu diesem Zeitpunkt mehr Gastronomie-, Einzelhandels- und Bildungseinrichtungen fair gehandelte Produkte im Angebot, als für die Bewerbung nötig. Seit der Auszeichnung arbeitet die „Steuerungsgruppe Fairtrade-Gemeinde Herrsching“ daran, weitere Herrschinger Betriebe und Bürger für den Fairen Handel zu gewinnen, denn im europäischen Vergleich liegt Deutschland mit jährlichen Pro-Kopf-Ausgaben von 2,58 € für fair gehandelte Produkte deutlich hinter Ländern wie England mit 18,06 € und der Schweiz mit 23,22 € zurück.

Für sein vorbildliches Eine-Welt-Engagement ist Herrsching bayernweit bekannt und wird immer wieder als Positivbeispiel für kommunale Eine-Welt-Politik zitiert. So präsentierte Herrschings zweiter Bürgermeister das Eine-Welt-Engagement der Gemeinde im Juli 2009 bei der Konferenz „Kommunen und Eine Welt“, die das Eine-Welt-Netzwerk Bayern e.V. mit Unterstützung der Bayerischen Staatskanzlei veranstaltete2). Für die Nachbargemeinden dient Herrsching immer wieder als Vorbild: die Gemeinden Gilching und Seefeld fassten 2006 bzw. 2007 den Beschluss gegen ausbeuterische Kinderarbeit in der öffentlichen Beschaffung, den Herrsching bereits 2005 verabschiedet hatte, und die Gemeinde Gauting nahm sich Herrschings Auszeichnung als „Fairtrade-Gemeinde“ zum Vorbild für die eigene Bewerbung um den Titel.

Auch die Indienhilfe freute sich über eine Auszeichnung: Ende 2009 hat das Eine-Welt-Netzwerk Bayern e.V. die Indienhilfe mit ihrem umfangreichen Medienzentrum als eine der zehn ersten bayernweiten Eine-Welt-Stationen anerkannt3). Damit ist die Indienhilfe für ein mehrere Landkreise umfassendes Einzugsgebiet offizielle Anlaufstelle für Fragen rund um das Thema Globales Lernen. Lehrkräfte und Multiplikatoren der Bildungsarbeit können sich beraten lassen, wie sie das Thema Globalisierung für Schüler verständlich und methodisch in den Unterricht einbauen und die verschiedenen Themen in unterschiedlichen Fächern und Jahrgangsstufen aufgreifen können. So soll bei den Schülern ein Bewusstsein über globale Zusammenhänge und die Auswirkungen unseres ressourcenintensiven Lebensstils auf die Lebensbedingungen anderer Menschen, v.a. in den Entwicklungs- und Schwellenländern, geschaffen und sie zu verantwortungsvollem Handeln im Sinne von Global Citizenship erzogen werden. Anhand eines thematisch und länderspezifisch geordneten Stichwortverzeichnisses4) bietet die Indienhilfe pädagogische Materialien zu einigen hundert Stichworten. Außerdem können Themenkisten (z.B. zu Kinderarbeit, Fußball, Schokolade/Kakao, Schule in Indien etc.) mit pädagogischen Materialien, Literatur, AV-Medien und Originalgegenständen, z.B. aus Indien, gegen Kaution ausgeliehen werden5).

 Für unsere Bildungs- und Kampagnenarbeit in Deutschland bitten wir um Spenden auf unser Konto „Bildungsarbeit in Deutschland“ (Konto 430 370 411, BLZ 702 501 50, KSK Mü-Sta)!  Fordern Sie nähere Informationen zur Eine-Welt-Station bei uns an!

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1) www.fairtrade-towns.de
2) Die Handreichung als Resultat der Konferenz kann unter http://www.eineweltnetzbayern.de/publikationen/EWNB_-_Handreichung_Kommunen_ Eine_Welt_screen.pdf heruntergeladen werden.
3) Im Rahmen des Projekts „Entwicklungsland Bayern - Globalisierung zukunftsfähig gestalten. Ein Beitrag zum Globalen Lernen“ des Eine-Welt-Netzwerk Bayern e.V. sollen bis Ende 2010 bayernweit zwanzig Eine-Welt-Stationen eingerichtet werden, siehe www.entwicklungsland-bayern.de
4) Demnächst auf unserer Homepage
5) Ausleihe und Beratung nur nach telefonischer Terminvereinbarung!

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