Indienhilfe informiert Bundesministerin Svenja Schulze und Europaabgeordnete Maria Noichl über das kommunale Trinkwasserprojekt in Chatra

Bundesministerin Svenja Schulze und Europaabgeordnete Maria Noichl in München:
Indienhilfe informiert über das kommunale Trinkwasserprojekt Herrschings mit der Partnergemeinde Chatra bei Kalkutta

Am Freitag, den 16. Februar 2024, hatte Indienhilfe-Mitarbeiterin Leonie Müller Gelegenheit, der deutschen Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Svenja Schulze, der Europaabgeordneten Maria Noichl und dem bayerischen Landtagsvizepräsidenten Markus Rinderspacher (MdL) das kommunale „Trinkwasserprojekt Chatra“ als Beispiel für kommunale Entwicklungszusammenarbeit vorzustellen. Das anspruchsvolle Projekt ist Resultat einer seit 1995 von der Indienhilfe begleiteten Städtepartnerschaft zwischen Herrsching am Ammersee und der Kommune Chatra in Westbengalen/ Indien. Die PolitikerInnen waren auf Einladung des Eine Welt-Netzwerk Bayern e.V. ins Eine-Welt-Haus München gekommen, um sich über das Eine-Welt-Engagement in Bayern zu informieren und Anregungen entgegenzunehmen. Sichtlich erfreut zeigte sich Ministerin Schulze über die erfolgreiche Umsetzung des von ihrem Ministerium geförderten Projektes. Städtepartnerschaften als Ausdruck internationaler Zusammenarbeit seien heute wichtiger denn je, da sich die Herausforderungen unserer Zeit, wie Klimawandel, Kriege, Migration, Ungleichheit, fragile Lieferketten oder Pandemien nicht allein auf nationaler Ebene, sondern nur global lösen ließen. Angefangen vom Kaffee, den wir morgens trinken, bis zur Kleidung, die wir täglich tragen – jeder einzelne von uns lebe weltweit vernetzt. Sie appellierte an alle, zur Europawahl in diesem Jahr zu gehen. Als gebürtige Rosenheimerin schätzt Maria Noichl ebenfalls den Perspektivwechsel und Austausch auf kommunaler Ebene, den sie durch die Städtepartnerschaft zwischen ihrer Heimatstadt und der japanischen Stadt Ichikawa gut kennt.

Leonie Müller wies darauf hin, dass Indiens geopolitische Bedeutung in Auseinandersetzung mit China und Russland für Deutschland, die deutsche Wirtschaft, ein zunehmend wichtiger Faktor sei, das Wissen über den indischen Sub-Kontinent jedoch relativ gering. „Wir würden uns für die wenigen deutsch-indischen Städtepartnerschaften mehr Sichtbarkeit und Unterstützung für ihre indienbezogene Bildungsarbeit, den interkulturellen Austausch und Begegnungsarbeit wünschen.“ Viele weitere deutsch-indische Städtepartnerschaften und deren Vernetzung sollten angeregt werden. Das Förderprogramm NaKoPa (Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte) des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), durch welches der Bau der Trinkwasseranlage finanziell und durch Beratung überhaupt erst umgesetzt werden konnte, ist da bereits ein großartiges Angebot. Weil jedoch Projekte über solch große Distanz besonders komplex sind und unvorhersehbare Ereignisse wie klimawandelbedingt verschobene oder extrem heftige Monsunregenfälle, häufigere und extrem schwere Zyklone, politische Spannungen schnell zu Verzögerungen führen können, wäre eine größere Flexibilität bei der Laufzeit eines solchen Projektes, über die normalerweise geltenden Fristen hinaus, in begründeten Einzelfällen sehr hilfreich.“

Der Bau der Trinkwasseraufbereitungsanlage, die im Juli 2022 fertiggestellt wurde und nach mehrmonatigem erfolgreichen Testbetrieb seit 6. Februar 2023 etwa 160 armutsbetroffene Familien in Chatras Ortsteil Rasui mit sauberem arsenfreiem Trinkwasser versorgt, wurde größtenteils durch die Gemeinde Herrsching mit BMZ- Fördermitteln im Rahmen des NaKoPa-Programms finanziert und abgewickelt. Die jahrelangen vorbereitenden, flankierenden und nachbereitenden Maßnahmen jedoch, wie Bedarfsanalyse, Identifikation einer geeigneten nachhaltigen technischen Lösung, Sensibilisierung der Bevölkerung für Trinkwasserhygiene, Management der Anlage durch lokale Gruppen, Absprachen mit den zuständigen Regierungsstellen, Unterstützung bei der Ausschreibung, fachliche Kontrolle des Baufortschrittes hat die Indienhilfe durch Spenden von Herrschinger BürgerInnen und durch Solidaritätsaktionen örtlicher Schulen, aber auch von Menschen und Firmen bundesweit, die dies für ein zukunftsweisendes Pilotprojekt hielten, finanziert. Auch wenn der Betrieb der Anlage seit Oktober 2023 in der Hand der Gemeinde Chatra unter Einbindung der lokalen Bevölkerung liegt, stehen in den nächsten Monaten und Jahren weitere Maßnahmen an, zu deren Finanzierung sich die Indienhilfe verpflichtet hat:

  • Schutz des Vorteiches vor Überflutung im Monsun und bei Zyklonen durch erhöhte und durch Bepflanzung gefestigte Wälle,
  • ein solar betriebener Entnahmefilter für die Vorreinigung und Befüllung des Teiches mit Flusswasser,
  • die Anschaffung einer Elektro-Rikscha zur Verteilung des Wassers in 20-Liter-Pfandkanistern, solange das Leitungsnetz nicht weiter ausgebaut werden kann,
  • und als langfristig wichtige Aufgabe: Schutz des Wassereinzugsgebietes z.B. durch Motivation der Bauern, auf synthetischen Dünger und giftige Pestizide und Herbizide bzw. Antibiotika etc. bei Fischanzuchtfarmen soweit möglich zu verzichten.

Für diese Aufgaben, die der nachhaltigen Funktionsfähigkeit der oberflächenwasser-basierten mehrstufigen Filtrations-Trinkwasseranlage in Herrschings Partnergemeinde Chatra dienen sollen, ist die Indienhilfe weiterhin dringend auf Spenden angewiesen: Konto „Indienhilfe - Projekte“, IBAN DE29 7025 0150 0430 3776 63, Stichwort „Trinkwasser Chatra“ (Namen und Anschrift angeben!)

IH trifft Bundesministerin Schulze
Von links: Leonie Müller (Indienhilfe), Svenja Schulze (Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), Maria Noichl (MdEP), Markus Rinderspacher Mdl (Landtags-Vizepräsident)
© Eine Welt Netzwerk Bayern e.V. / Berit Schurse

Weitere Informationen und Hintergründe zum Projekt unter https://indienhilfe-herrsching.de/Trinkwasser-Chatra